Gestaltung umweltgerechter Druckprojekte
Marko Haneckes Buch „Nachhaltig drucken“ richtet sich an Designerinnen und Designer, Druckereien sowie Medienschaffende, die nicht nur für herausragende Gestaltung, sondern auch für ökologische Verantwortung stehen wollen. Es bietet wertvolle Anregungen und Inspirationen sowie praktische Empfehlungen für die nachhaltige Umsetzung von Druckprojekten.
Zum Inhalt
Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel plus Anhang. Jedes Kapitel behandelt einen essenziellen Aspekt des nachhaltigen Druckens.
Im ersten Kapitel, „Nachhaltigkeit. Worüber reden wir hier eigentlich?“, klärt Hanecke grundlegende Begriffe. Er holt weit aus und beginnt mit der Darstellung verschiedener Definitionen des Begriffs, ohne sich dabei jedoch im Detail zu verlieren. So schafft er eine sinnvolle Basis für das Verständnis von Nachhaltigkeit im Kontext von Druckproduktionen. Erhellend – und gute Argumente für Printmedien – bietet seine Betrachtung der ökologischen Relevanz von Druckprodukten.
Mich überzeugt hier sein praxisnaher Ansatz, der deutlich die jahrelange Erfahrung widerspiegelt. Das zeigt sich beispielsweise in der überzeugenden Darstellung von Zielkonflikten bei der Planung und Durchführung von nachhaltigen Druckprojekten.
Ich glaube: Wenn Sie Printmedien nachhaltig gestalten möchten, dann müssen Sie Ihre Kreativarbeit um Nachhaltigkeitsaspekte bereichern. Nachhaltige Druckprojekte sind nämlich keineswegs eine Folge von Einschränkungen, Restriktionen und Patentrezepten, sondern vielmehr eine Erweiterung Ihres kreativen Spielfelds auf dem Sie sich austoben dürfen.
Marko Hanecke
Das zweite Kapitel, „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen: Nachhaltigkeit in der Konzeptionsphase“, behandelt die Bedeutung von vorausschauendem Handeln und wertschätzendem Verhalten sowie einer bewussten Fehlerkultur. Hanecke erläutert, wie sich nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten durch Augenmerk auf Relevanz in der Konzeptionsphase erzielen lassen. Besonderen Mehrwert bieten hier hilfreiche Checklisten zum Freigabeprozess und der Druckabnahme sowie, wie auch in den anderen Kapiteln, Links zu Quellen oder weiterführenden Informationen.
Im dritten Kapitel „Mit Brief und Siegel: Umweltkennzeichen“ erklärt Hanecke die Bedeutung und Anforderungen von regulierten und unregulierten Umweltkennzeichen, wie beispielsweise Cradle-to-Cradle (C2C), Blauer Engel oder FSC. Er zeigt auf, wie diese als Leitfaden für ökologische Verantwortung dienen können, aber auch, warum ein Siegel allein noch kein nachhaltiges Druckprodukt bedeutet. Dieses Kapitel versteht der Autor als Nachschlagewerk zu dieser komplexen Thematik.
Das vierte Kapitel behandelt „Das Produktdesign im Spannungsfeld von Ökologie, Ökonomie und sensorischer Ästhetik“. Hier diskutiert Hanecke die Balance zwischen ökologischen Prinzipien, wirtschaftlichen Aspekten und ästhetischem Design. Dabei argumentiert Hanecke stets ausgewogen und betont, dass es keine Abkürzungen zu mehr Nachhaltigkeit gibt, sondern stattdessen viele Abwägungen getroffen werden müssen. Immer wieder muss man zwischen widerstrebende Zielen gewichten und Position beziehen. Für diese nicht einfache Aufgabe gibt es hier viele praktische und realitätsnahe Hinweise, zum Beispiel zur Papierauswahl.
Abschließend gibt Hanecke im Kapitel „Die nachhaltige Druckproduktion“ konkrete Einblicke in die Umsetzung einer nachhaltigen Druckproduktion. Er beginnt mit der Wahl des Druckverfahrens (Offset, Digital oder speziellere Druckverfahren wie Risografie oder Siebdruck). Darauf folgen Tipps für über die Suche nach der passenden Druckerei. Auch dem oft vernachlässigten Thema Auslieferung gibt Hanecke hier Raum. Besonders wichtig ist ihm die Auswertung und Nachbetrachtung von Projekten. Denn, so Hanecke, auch das „Nachsinnen“ ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Das Kapitel schließt mit einer persönlichen Definition des Begriffs Nachhaltigkeit von Hanecke, die mich überzeugt:
Nachhaltig ist, was positiv nachhallt.
Marko Hanecke
Der Anhang bietet verschiedene Übersichten zu Umweltzeichen, Druckveredelungen und Bindetechniken in Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte sowie ein umfangreiches Glossar mit Erklärungen der Fachbegriffe und Literaturempfehlungen.
Fazit: Uneingeschränkt empfehlenswert
„Nachhaltig drucken“ ist kein schnell geschriebener Ratgeber für ein „Modethema“, sondern ein umfassender, gründlich recherchierter Wegweiser durch den gesamten Prozess nachhaltiger Druckproduktionen. Hanecke schreibt mit einem klaren Sprachstil und besitzt die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte anschaulich darzustellen. Er differenziert jederzeit klar zwischen sachlichen Informationen und persönlichen Einschätzungen. Mich haben besonders die Realitätsnähe und die vielen sinnvollen Einordnungen beeindruckt.
Der Hermann Schmidt Verlag hat das Buch als opulentes Druckprojekt mit vier umweltschonenden Verfahren auf 18 verschiedenen nachhaltigen Bedruckstoffen, veredelt mit ökologischen Druckverfahren und gebunden als Dispersions-Flexcover aus Leinen und veganem Apfelleder, ermöglicht – somit ist es gleichzeitig auch ein Musterbuch und Anschauungsobjekt, das die verschiedenen Themenbereiche erlebbar macht. Hier wird Nachhaltigkeit nicht nur gepredigt, sondern auch praktiziert. Dass mich persönlich dabei nicht jedes Papier oder Druckverfahren auf Anhieb überzeugt, ist dabei kein Makel, sondern zeigt, dass es eben auf den Gesamtkontext ankommt.
Hanecke hat mit seinem Buch einen unverzichtbaren Begleiter geschaffen für alle, die professionelles Design mit ökologischer Verantwortung verbinden wollen. Am besten „Nachhaltig drucken“ gleich direkt beim Hermann Schmidt Verlag bestellen!
Marko Hanecke: Nachhaltig drucken. Gestaltung umweltgerechter Druckprojekte, gebundenes Buch, 288 Seiten, Verlag Hermann Schmidt, Mainz, 2024