Das geht – sogar ganz einfach und kostenlos: mit press2id von Gregor Fellenz
Das Open-Source-InDesign-Skript press2id von Gregor Fellenz importiert WordPress-Inhalte – inkl. Formatierungen und Bilder – direkt in InDesign. Beim Treffen der IDUG (InDesign-User-Group) Stuttgart stellte Gregor sein Skript und einige Praxisbeispiele vor. Die Einladung brachte es auf den Punkt:
„So wird die ,Content First‘ Theorie zu einer konkret anwendbaren Praxis, ohne gleich die ganz großen Räder zu drehen.“
Im Anschluss zeige Stefan Lamb, wie er mit press2id für das Parktheater Iserlohn Spielpläne realisiert. Die Aufzeichnung des IDUG-Treffens kann man auf YouTube ansehen.
Wie ich press2id nutze
Durch einen Beitrag vom Haeme Ulrich im (immer lesenswerten) publishing.blog bin ich vor Kurzem auf press2id gestoßen. Da mich das Thema „Database Publishing“ schon seit Längerem beschäftigt, war mein Interesse an dem Ansatz WordPress als Datenquelle zu nutzen geweckt.
Inzwischen nutze ich press2id, um meinen Studierenden an der FH Münster das Online-Skript „Projektmanagement und Planning im Design“ nicht nur als Website sondern auch als PDF zur Verfügung zu stellen. Da ich dazu noch einige Fragen hatte und manches nicht umsetzen konnte (Text auf Doppelseiten), kontaktierte ich Gregor – der prompt reagierte und das Skript aktualisierte.
Und fragte, ob er mein Online-Skript für das IDUG-Treffen als Beispiel nutzen dürfe. Selbstverständlich! Da ich mein Online-Skript fortlaufend überarbeite – durch Rückmeldungen der Studierenden oder Anregungen aus meiner beruflichen Praxis – ist diese Lösung, die quasi „auf Knopfdruck“ funktioniert, wirklich Gold wert!
Zuvor hatte ich für mein Online-Skript das WordPress-Plug-in Anthologize genutzt. Dieses Plug-in wird jedoch nicht mehr weiterentwickelt und weist neben einigen (verschmerzbaren) Schwächen – wie fehlende Formatierungsmöglichkeiten – vor allem ein Problem auf: Jedes Mal, wenn ich etwas an dem Online-Skript ändere – und sei es nur die Korrektur eines Tippfehlers – muss ich die gesamte „Publikation“ neu anlegen. Was jedes Mal einen ziemlichen Zeitaufwand bedeutet.
Jetzt kann ich mit press2id das Problem jetzt von der anderen Seite aus angehen und „ziehe“ die Inhalte in ein InDesign-Dokument. Die Installation und die Anwendung von press2id ist dank der guten Anleitung auch für Menschen wie mich, die bislang noch keine großen Erfahrungen mit InDesign-Skripten haben, sehr einfach zu bewerkstelligen.
Wie gehe ich konkret vor?
In InDesign öffne ich meine Templatedatei (basierend auf der Vorlage press2id_Masterspread von Gregor). Dann starte ich press2id und gebe die URL „https://www.jakobmaser.com/mystaging01“ ein. press2id erkennt die REST-API-Schnittstelle und bietet mir drei Möglichkeiten an, Inhalte zu platzieren: „Beiträge in die Platzierungs-Einfügemarke »Place Gun« laden“, „Musterseite zur Platzierung verwenden“ und „Vorbereitete Datenfelder füllen“. Ich wähle die zweite Option „Musterseite zur Platzierung verwenden“.
Für mein Skript habe einen Custom Post Type „Skript“ angelegt. Die Reihenfolge der Kapitel kann ich mit Post Types Order einfach per Drag and Drop ändern. Den Post Type „Skript“ kann ich im zweiten Fenster von press2id auswählen. press2id listet dann alle Beiträge dieses Typs auf. Jetzt kann ich nach Datum und nach Kategorien filtern sowie einzelne Beiträge auswählen. Ich wähle alle Beiträge aus und klicke auf „Start“.
Et voilá! press2id hat das InDesign-Dokument mit allen Beiträgen gefüllt, die Bilder im Layout eingesetzt und aus den WordPress-Formatierungen wurden Absatz- und Zeichenformatvorlagen.
Feintuning
press2id platziert Bilder in quadratischen Rahmen, sodass ich das Dokument einmal durchgehe und jeden Bildrahmen (mit dem Tastenkürzel „command“ + „option“ + „c“) an den Inhalt anpasse.
Für jeden Beitrag erzeugt das Skript einen eigenen Textabschnitt. Dadurch (und durch das Anpassen der Bildrahmen) entstehen natürlich teilweise leere und fast leere Seiten. Hier ist dann etwas Handarbeit angesagt.
Möchte man einen durchgehenderen Textfluss, lässt sich auch das sehr einfach bewerkstelligen. Mit Hilfe des (ebenfalls kostenlosen) InDesign-Plugins TextStitch kann man alle Textrahmen mit einem Klick miteinander verbinden (Dank an Rainer Klute für den Tipp!).
Aber Achtung: Danach sind alle nummerierten Aufzählungen (ordered list, „ol“) fortlaufend nummeriert. Das kann man entweder einzeln durch „Nummerierung neu beginnen“ korrigieren. Oder man benutzt – semantisch nicht ganz korrekt – in WordPress statt sortierter Listen (ol) unsortierte (ul) und setzt dort Zahlen von Hand ein.
In meinem Online-Skript verwende ich viele Accordions, die beim Import in InDesign einige überflüssige Tabs erzeugen. Diese lösche ich per Suchen & Ersetzen.
Wie weit man danach dann das Layout noch anpasst, hängt sicher von der Häufigkeit der Aktualisierung und der Zeit, die man in das Feintuning stecken möchte, ab. Aber dank press2id kann man innerhalb kürzester Zeit brauchbare InDesign-Layouts aus WordPress erzeugen, die man optimal weiterverarbeiten kann.
Fazit und Ausblick
Eine tolle Lösung, die Gregor ständig weiterentwickelt! So ist geplant, dass der Datenaustausch bald in beide Richtungen funktioniert, also Änderungen in InDesign sich zurück ins WordPress bringen lassen. Mehr dazu im publishing.blog.